Freitag, 18. März 2022

Ragnar Kjartansson im Volkstheater: Schäferstündchen mit Blitzschlag

„Klang der Offenbarung des Göttlichen“ am Volkstheater ist eine ungewöhnliche, ziemlich kontemplative Kulissenoper

Der Höhepunkt dieses Abends ist ein herabfallender brennender Balken. In einer musikalischen Pause kracht er lautstark zu Boden – bevor die Streicher der Wiener Symphoniker die Komposition des isländischen Musikers Kjartan Sveinsson (bekannt als Mitglied der Postrock-Gruppe Sigur Rós) wieder aufnehmen.

Neben dem herabstürzenden Gebälk schlagen in den 50 Minuten ein paar Blitze ein, Schnee fällt, Wellen wogen, und immer wieder verändern sich die Lichtstimmungen. Mehr passiert nicht. Der Klang der Offenbarung des Göttlichen ist der Titel, den Ragnar Kjartansson 2014 seinem Arrangement von vier musikalischen tableaux vivants an der Berliner Volksbühne gegeben hat.

Als Kontrastprogramm zu Frank Castorfs Theaterattacken fertigte der isländische Biennale-Künstler damals eine Reihe von Naturprospekten, die direttissima aus dem Theaterfundus des 19. Jahrhunderts zu kommen schienen. Die Kritik jubelte ob dieses gänzlich unironischen Abends auf den Spuren isländischer Naturromantik. Jetzt hat ihn das Wiener Volkstheater wieder aufgenommen und gemeinsam mit den Wiener Symphonikern und dem Chorus sine nomine neu einstudiert.