Montag, 2. November 2015

Wunderbares Miserere

Gregorio Allegri Musik versetzte die Basilika am Sonntagberg in eine Aura der Mystik. Gesangssolisten, Michael Krenn (Sopransaxofon) und Chorus sine nomine brillierten.

SONNTAGBERG | Man fand sich in einem Kosmos schwebender Klänge, in einer Welt der Transzendenz, in der Düsternis und Licht, Flehen und Gnade changierten, auf einer Reise in die Vergangenheit. Zu Allerheiligen machte der Klangraum in der Basilika am Sonntagberg Station. Der Chorus sine nomine unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger brachte Gregori Allegri Miserere auf eine Weise, die klarstellte, dass das Werk zu den Wundern der Kirchenmusik gehört. Der Komponist und Sänger des päpstlichen Chores schrieb das Miserere im Jahr 1638. In der Karwoche wurden 27 Kerzen nacheinander gelöscht, bis nur noch eine brannte. Dann kniete sich der Papst zum Gebet nieder, während Allegris Musik erklang. Die Komposition ist von archaischer Einfachheit, und die sixtinischen Sänger waren berühmt für ihre herrlichen Auszierungen der Oberstimme. Hier leisteten die Sopransolistinnen Barbara Achammer und Marie Antoinette Stabentheiner Unlaubliches und woben im gedämpften Kerzenschimmer der Basilika in die wunderbar dargebotenen Passagen von Sonja Fitzal (Alt) und Malte Puls (Bass) kristallklare Lichtspuren hellsten Glanzes. Michael Krenn malte dazu schier schwerelose Linien am Saxofon, wie sie der bulgarische Komponist Vladimir Ivanoff nicht virtuoser gemeint haben kann.