Mehr als nur ein Halleluja
In Mitteleuropa ist es Tradition geworden, Georg Friedrich HĂ€ndels âMessiahâ in der Fastenzeit aufzufĂŒhren. Wenngleich es dafĂŒr ganz unterschiedliche AuffĂŒhrungsmodi gibt. Das Oratorium, 1741 innerhalb von drei Wochen geschrieben, enthĂ€lt insgesamt 53 musikalische Nummern und ist in drei Teile eingeteilt. HĂ€ufig gelangt nur ein Teil zur AuffĂŒhrung, oder es werden Streichungen von einzelnen musikalischen Teilen vorgenommen.
Das Publikum im ausverkauften Goldenen Saal des Musikvereins kam in einen seltenen Genuss.Der Chorus sine nomine unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger wĂ€hlte die schwierigste und anspruchsvollste AuffĂŒhrungsvariante. Er fĂŒhrte mit der Instrumentalbegleitung des Ensembles Prisma das Oratorium in seiner vollen LĂ€nge auf.
Hiemetsberger hat schon in den letzten Konzerten mit ungewöhnlichen EinfĂ€llen OriginalitĂ€t bewiesen. So auch in diesem, nicht nur was die Interpretation aller drei Teile betrifft. Er griff auch in der Besetzung der Solisten und Solistinnen auf eine Vorgehensweise zurĂŒck, die zu Zeiten von HĂ€ndel noch nicht unĂŒblich war. Den Altus besetzte er mit Markus Forster, einem Countertenor. Dieser lieferte mit seinem speziellen Timbre eine weitere Klangschattierung zu den drei anderen Solo-Stimmen bei, was sich als sehr reizvoll erwies.
An seiner Seite glĂ€nzte Ursula Langmayr mit einem wunderbar sicheren und voluminösen Sopran. Ihr zartes Tremolo passte auĂerordentlich gut zu den vielen, kleinen barocken Verzierungen, die ihr Part aufweist. Gernot Heinrich durfte seinen samtweichen Tenor prĂ€sentieren, der in schönem Gegensatz zu Matthias Helms krĂ€ftigem, virlen Bass erklang.
AuĂergewöhnlich war auch die Aufstellung des Cembalos, dessen Corpus in der Mitte der BĂŒhne auf der kleinen, transportablen Orgel auflag. Auf diese Weise kam dieses ausgesprochene Kammerinstrument, das vor allem bei einer groĂen Chor- und Orchesterbesetzung sonst klanglich oft völlig untergeht, wunderbar zur Geltung. AuĂerdem konnte Johannes Bogner so an mehreren Stellen im dritten Teil nahtlos vom Cembalo ans Orgelregister wechseln, was fĂŒr höchst ungewöhnliche Klangmischungen sorgte.
Besonderes Augenmerk legte Hiemetsberger nicht nur auf die prĂ€zise FĂŒhrung seines Chores, der immer wieder aufs Neue beeindruckt. Auch das Ensemble Prisma wurde von ihm unglaublich nuanciert geleitet. Vor allem in der sehr farbig gestalteten Dynamik, die sich an einigen Stellen innerhalb von wenigen Noten ensembleĂŒbergreifend exaktest verĂ€nderte, beeindruckte der Klangkörper. Gut hörbar war auch der Kontrabass von Alexandra Dienz. Auch dieses Instrument, wenn es nicht von einer herausragenden QualitĂ€t ist und auch ebenso gespielt wird, ist leider viel zu selten gut aus einem Klangkörper herauszuhören. Die glasklare, ja beinahe durchsichtige Instrumentalwiedergabe der Partitur und der perfekt abgestimmte Chor prĂ€sentierten die komplexe Musik gut nachvollziehbar. Und dies mit einem intensiven, aber völlig unaufgeregten Dirigat.
Das Konzert am 13. MĂ€rz war eine musikalische Sternstunde, nicht nur fĂŒr die SĂ€ngerinnen, SĂ€nger und Musizierenden an ihren Instrumenten. Das Publikum dankte mit derart langen Ovationen, dass Hiemetsberger zur groĂen Freude und unerwartet das âHallelujaâ als Zugabe noch einmal singen lieĂ.