Samstag, 25. März 2017

Gewaltige Stimmen und sensible Tastenläufe

Das Liszt-Festival in Raiding startete mit zwei Konzerten in seine jährliche Frühlingsausgabe.

Es ist ein faszinierendes, feingliedriges immer tonales Klanggemälde, diese „Messe für Doppelchor a cappella“ von Frank Martin (UA 1962). Obwohl hier die Grenzen von Dur und Moll-Tonalität verschwimmen, trotz höchstem rhythmischen Anspruch und teilweiser 16-Stimmigkeit sang es der „Chorus sine nomine“ unter der präzisen Leitung von Johannes Hiemetsberger mit Tonreinheit, Ausgewogenheit und Klangschönheit.
Nicht umsonst zählt dieses Vokalensemble zu den österreichischen Spitzenchören. Dies konnten die ambitionierten, überwiegend jungen Sängerinnen und Sänger beim Eröffnungskonzert des Liszt-Festivals im Frühling in Raiding auch bei zwei Motetten von Anton Bruckner sowie bei der „Via Crucis“, einer 14-teiligen Meditation über den Leidensweg Jesu hinreichend beweisen.
Sperriges Spätwerk
Dieses doch etwas sperrig wirkende Spätwerk von Franz Liszt vereint Gregorianik, ein protestantisches Kirchenlied, Solorezitative sowie ein begleitendes oder solistisch spielendes Klavier. Die Originalfassung ist aber für die Orgel komponiert.
Allein fünf Gesangsolisten, bei denen Georg Klimbacher mit warmem Bariton solistisch hervorstach, die jedoch meist nur in Ensembles im Einsatz stehen, beansprucht das Werk, deren Leistung ohne Ausnahme als makellos zu werten ist. Eduard Kutrowatz spielte und begleitete wiederum souverän.

Es war ein breit gefächertes Programm, von Bach (drei Präludien und Fugen aus dem „Wohltemperierten Klavier“) bis Schönberg („Sechs kleine Klavierstücke“): Damit und mit Schubert („Moment Musicaux“) konnte Till Fellner tags darauf seine Vielseitigkeit beweisen.
Alle Werke wurden ungemein sensibel und mit sehr verhaltenen Tönen musiziert. Was fehlte, war jedoch die Innenspannung und eine weitere dynamische Palette.
Dies dürfte jedoch daran liegen, dass der Wiener Pianist an Handschmerzen leidet, weswegen er sich ansagen ließ und statt der h-Moll Sonate von Liszt die „Humoreske“ von Schumann spielte.

Helmut Chr. Mayer