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Totentanz

Wiener Zeitung , Tuesday 14 April 2009
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Totentanz:  Sunday 7 November 2010
Totentanz:  Friday 10 April 2009

Maus im Tret-Rad

Ein „Totentanz“ von anno 2009 kennt andere Gestalten als die Fresken des spĂ€ten Mittelalters.
Heute heißen sie: die Hinterbliebene, der Vergessene im Narrenhemd, der Ungeduldige, der Bonvivant, die Maus im Tretrad, die linnenweiße Frau. Wortreich changiert der Text des Wildgans-PreistrĂ€gers Wolfgang Hermann zwischen phantasievoll ausgemalten surrealen Bildern und den ironischen Tiraden eines eher gemĂŒtlich geschilderten Todes.
In seiner Vertonung schießt der renommierte Wiener Kirchenmusiker Wolfgang Sauseng gewissermaßen aus allen stilistischen Rohren. Mit Polyrhythmik, tonalitĂ€tsferner ExpressivitĂ€t und KlangflĂ€chen fordert er den Chor heraus, bietet ihm aber auch einen quasi spĂ€tromantischen a-capella-Satz.
Bei den Solostimmen wechseln Sprache und Gesang, das kleine Instrumentalensemble fĂŒgt Farben, Akzente, virtuose Einlagen hinzu. Einmal mixt Sauseng sogar einen gregorianischen Lektionston mit WalzerklĂ€ngen und Jazzrhythmen. Problematisch nur, dass er auch dem Dirigenten und dem Primgeiger (als Tod) Sprechpartien zugedacht hat.
Trotz der primĂ€r konzertanten Anlage des Werkes schwebte dem Komponisten doch eine szenische Ausgestaltung vor. FĂŒr die Wiener Minoritenkirche hat Regisseur Leo Krischke unter Einbeziehung des Raumes eine ĂŒberzeugende, eindrucksvolle Lösung gefunden, die die Wirkung des Ganzen positiv abrundete.
Da war der Chorus sine nomine mit Feuereifer dabei, ganz abgesehen von seiner Glanzleistung puncto HomogenitĂ€t, KlangfĂŒlle und klarster Intonation – ein MeisterstĂŒck seines Leiters Johannes Hiemetsberger! Mit gewohnter SouverĂ€nitĂ€t agierte Frank Hoffmann als ErzĂ€hler; unter den Vokalsolisten stach der klare Sopran von Barbara Achammer hervor, gewandt musizierte das Ensemble Amarcord.
Ein schöner Erfolg fĂŒr den Osterklang Wien!