Samstag, 24. März 2012

Raiding: Ein gewaltiger Klangkosmos zum Finale

„Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“: Untermalt von einem wunderbar farbigen Orchesterteppich intonierte der Männerchor mystisch und im feinsten Piano die Verse des Chorus mysticus aus Faust II. Mit „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“ gesellte sich der Tenor dazu, bevor sich die Klänge ins gewaltig Feierliche steigerten. Diesen finalen Chorteil der „Faust-Symphonie“ von Franz Liszt gaben der Chorus sine nomine sehr homogen und stimmgewaltig und Herbert Lippert mit ungemein weichem Timbre und höhensicher zum Besten.
Damit hat nun die Wiener Akademie unter Martin Haselböck ihr ehrgeiziges, 2010 gestartetes Projekt, sämtliche symphonischen Werke von Liszt in Raiding, seinem Geburtsort, aufzuführen, beendet.
Das Hector Berlioz gewidmete dreisätzige Mammutwerk, dem keine Handlung, sondern nur die Porträtierung der Charaktere Faust, Gretchen und Mephisto zugrunde liegt, zählt zu den avantgardistischen Kompositionen Liszts. Die für die Entstehungszeit (1854-’57) in Weimar extrem kühne Komposition wurde vom Orchester, das in der Weimarer Originalbesetzung musizierte, mit seinem gesamtem, komplexen Klangkosmos wiedergegeben: Manchmal recht laut, aber unter dem energischen Einsatz des Dirigenten stets spannungsgeladen, reich an Farben und Schattierungen.
Großer Jubel im ausverkauften Saal, in dem sich kein Geringerer als Hollywoodstar John Malkovich befand.